17. Mai – 14. Juni 2012

 

 

 

Ilot Amadee und Ilot Maitre

 

Vor uns lag also ein kleines Inselchen mit Leuchtturm, als wir in Neukaledonien angekommen waren. Von diesen Inselchen gibt es einige in Neukaledonien. Sie liegen in der großen Lagune (die größte der Welt angeblich), die den Süden der Hauptinsel von Neukaledonien umschließt. Die Ilot Amadee liegt weit draußen und dicht am Pass, wo viel frisches Wasser ist. Wir sprangen sogleich in dieses kühle Nass und schnorchelten direkt um Mango herum am Ankerplatz. Die Korallen waren hier nicht herausragend, aber es gab einen unglaublichen Fischreichtum. So große Fischschwärme auch von großen Fischen war uns bisher noch nicht vor die Taucherbrille geraten. Einfach toll, aber recht kühl!

 

An Land trauten wir uns angesichts der vielen Menschen, die per Ausflugsboot da waren, unklariert lieber nicht. Hinterher ärgerten wir uns ein bisschen, dass wir es nicht gemacht hatten, denn nochmal dorthin zu segeln, war mit dem Wetter, welches dann kam, ungünstig. So haben wir den Leuchtturm also nicht bestiegen, aber von der Mooringboje aus war er auch ein schöner Anblick.

 

Ein weiteres Inselchen in der Lagune vor Noumea ist die Ilot Maitre. Diese ist wie die Ilot Amadee ebenfalls ein Naturpark. Ein Hotelressort und Picknickbereich gibt es dort. Die Fähre von Noumea kommt regelmäßig dorthin. Für die Segler gibt es ebenfalls Moorings. Wir erkundigten die Insel, als wir Noumea das erste Mal wieder verließen. Wir genossen dort eine kleine Inselrundwanderung und beobachteten die Kite-Surfer. Außerdem nutzen wir die Möglichkeit uns kostenlos in das Wifi der Hotelanlage von Bord aus einzuloggen. Endlich eine gute Internetverbindung ohne Gebühren! Außerdem war eine gute Internetverbindung nötig, damit wir den australischen Behörden Geburtsurkunden von den Kindern mailen konnten. Wir hatten nämlich online unsere Visaanträge für Australien abgegeben. Karen und Peter bekamen ihre Visa innerhalb von 24h online, aber für die Kinder sollten wir beglaubigte und auf englisch übersetzte Kopien der Geburtsurkunden einreichen. Wie sollten wir diese im französischsprachigen Neukaledonien auftreiben? Außerdem enthalten die Geburtsurkunden nur wenige Worte, die jeder intelligente Mensch ohne Probleme sich zusammen reimen kann, wenn er schon Namen, Geburtsdatum, -ort etc. von der Person kennt. Wir entschieden uns also die eingescannten deutschen Urkunden zu mailen und in der Mail wiesen wir höflich darauf hin, dass es nur wenige Worte auf deutsch sind, die wir unten in der Mail übersetzt beifügten. Zum Glück wurde das von den Australiern akzeptiert und wir mussten keinen amtlich beglaubigten Dolmetscher suchen. So fuhren wir dank dem guten Internet von der Ilot Maitre mit Australien-Visa für alle davon.

 

Mehr Inselchen schafften wir nicht anzulaufen, denn diese sind eher bei ruhigem Passatwetter zu empfehlen. Bei viel Wind wird außerdem das Wasser in der Lagune ziemlich aufgewirbelt, so dass die Sichtweite beim Schnorcheln nicht mehr gut ist.

 

 

 

Noumea

 

Noumea ist die Hauptstadt von Neukaledonien und der einzige Ort, wo man komplett ein- und ausklarieren kann. Der Grund hierfür liegt in der komplizierten Verwaltungsstruktur des Landes und ist für Segler ziemlich unpraktisch, weil man für seinen Besuch in Neukaledonien immer eine Strecke gegen die vorherrschende SE-Windrichtung einplanen muss (oder eine lange Überlandbustour). Es gibt zwar immer wieder Passatstörungen, aber diese muss man dann abwarten und so vergeht der ein oder andere Tag mit Warterei auf den richtigen Wind.

 

Am Ende waren wir sogar dreimal in Noumea. Unser erster Besuch war zum Einklarieren, gleich am Tag nach unserer Ankunft in Neukaledonien. Von der Ilot Amadee sind es 26sm in die Stadt. Die Stadt liegt an einer sehr geschützten Bucht, die voller Boote an Moorings ist und es gibt drei Marinas. Zum Einklarieren ist es am bequemsten, wenn man die Marina Port Moselle anläuft. Wir wurden dort sehr freundlich in Empfang genommen und bekamen ohne Probleme eine Platz am Gästesteg. Von dort aus erkundeten wir erstmal die Stadt. Auf den ersten Eindruck muss man ein bisschen hingucken, um schöne Ecken zu entdecken. Architektonisch ist die Stadt nicht spektakulär. Das Zentrum ist quadratisch, praktisch angelegt und beim Straße queren muss man immer ein bisschen gucken, in welche Richtung gerade die Einbahnstraße führt. Dafür gab es hier seit Neuseeland mal wieder nur wenige Bettel-Ampeln für Fußgänger und die Autofahrer ließen einen eher mal rüber. Im Zentrum der Stadt gibt es einen hübschen Platz, wo man sich unter Palmen auf Parkbänken vom Stadtbummel erholen kann. Allerdings waren die Brunnen alle außer Betrieb, was sicher nicht an der Trockenzeit, sondern an Geldmangel für die Reparaturen lag.

 

In den Straßen fiel uns das bunte Menschengemisch auf. Polynesier, Melanesier , Asiaten und andere Menschentypen neben französischen eleganten Frauen ;-) Sowohl in manchen Läden als auch auf dem Markt, der täglich gleich neben der Marina von 4:30-11:30 Uhr stattfindet, fanden sich Ständer mit den typischen bunten Kleidern, die hier traditionell getragen werden. Sie sind sehr bunt und gemustert, nicht immer in der schönsten Zusammenstellung. Auf dem Markt gab es zudem noch eine ganze Halle voller Fisch und eine andere mit Obst und Gemüse. Lecker, aber die Preise entsprachen wieder dem französisch-polynesische Niveau.

 

Auf Empfehlung von einem deutschen Seglerpaar, welches schon viele Jahre in Noumea ist, machten wir per Bus einen Ausflug zum Aussichtshügel über der Stadt. Von der Endhaltestelle des Busses geht es eine sonnige Straße bergan. Wir hatten Glück. Kaum waren wir losgelaufen, da hielt ein Auto neben Karen und Ilka, die etwas hinterher liefen. Drinnen eine Familie auf Wochenendausflug. Sie nahmen uns alle vier den Berg mit hoch bis zum Aussichtspunkt. Wir konnten uns zwar nur mit drei Brocken Französisch verständigen, aber wir mussten alle sehr lachen, als sich heraus stellte, dass ihre Tochter Milka hieß, fast wie unsere Tochter!

 

Die Aussicht von oben auf Noumea und die Lagune war echt toll. Nach Westen fällt der Blick allerdings auf ein hässliches Industriegebiet mit großen Halden. Hier wird Nickel aus dem grünen Erz extrahiert, das in Neukaledonien reichhaltig zu finden ist. Nickel ist hier eine wesentliche Einkommensquelle und die Stadt hat sich historisch eben bei dem Industriegebiet entwickelt.

 

Hinterher liefen wir noch zum Tierpark, der ebenfalls an dem Hügel liegt. Wir hatten von unseren netten Fahrern nämlich erfahren, dass heute Tag der offenen Tür war. So kamen wir umsonst dazu, viele der einheimischen Tiere anzugucken. Neukaledonien hat durch seine abgelegene Lage viele endemische Pflanzen und Tierarten zu bieten. Viele davon sind heutzutage auf der Roten Liste, da sie von eingeschleppten Arten verdrängt werden.

 

Bei einem Besuch im Museum von Neukaledonien lernten wir noch einiges zur Melanesischen Kultur und wir sahen interessante Ausstellungsstücke. Den Kindern gefiel natürlich der Besuch in der traditionellen Hütte. Leider waren gerade die Sachen für Kinder nicht mehrsprachig, so dass wir die Legenden, die auf großen Tafeln für Kinder erzählt wurden, leider nur sehr mühsam verstanden. Trotzdem hat uns der Besuch dort gefallen, es war sehr entspannend dort hindurch zu schlendern.

 

Unser zweiter Noumea Besuch erfolgte nach einem 14-tägigen Ausflug in den Süden von Neukaledonien (siehe unten). Wir kamen zurück, weil schlechtes Wetter mit Westwind angesagt war und Noumea dabei ein gut geschützter Platz ist. Wir wollten außerdem einkaufen und uns auf die Überfahrt nach Australien vorbereiten. Wir liefen morgens in Noumea ein und wollten eigentlich nochmal den Komfort der Marina nutzen. Leider hatte diese keinen Platz für uns und auch in den beiden anderen Marinas war kein Platz aufzutreiben. In der einen Marina waren zwar viele freie Plätze, aber die waren reserviert für die ca. 50 Boote ein Segelrally aus Australien, die innerhalb der nächsten Woche erwartet wurden. So fuhren wir ziemlich frustriert auf den Ankerplatz der Stadt.

 

Angesichts des zu erwartenden Westwinds suchten wir auf die gegenüber der Marina liegenden Seite einen Platz. Wir fanden diesen zwischen den Moorings und dem Ufer. Dank unseres geringen Tiefgangs konnten wir uns gerade noch dazwischen quetschen. Sonst hätten wir auf 12m Tiefe ankern müssen. Bei dem erwarteten Wind war das nicht besonders reizvoll. So lagen wir dicht am Ufer und der Weg mit Bango war kurz. Allerdings war das Ufer ziemlich unattraktiv korallig-steinig und die armseligen Hütten entlang der Uferstraße luden nicht dazu ein, sein Schlauchboot dort alleine liegen zu lassen. Also liefen am Nachmittag nur Niklas und Peter den Weg in die Stadt um Besorgungen zu machen. Karen brachte sie mit Bango an Land. Nach ca. 3h kamen sie im Dunkeln voll bepackt zurück. Es regnete schon in Strömen, die beiden waren patschnass. Wir mussten wegen dem Regen dann sogar drinnen essen und draußen gewitterte es noch die ganze Nacht.

 

Am nächsten Tag machten dann Karen und Ilka samt Laufrad den Ausflug in die Stadt. Ilka brauchte dringend neue Crocs, ihre Füße waren sprunghaft gewachsen! Bei ihrer Rückkehr regnete es auch, aber nicht ganz so schlimm wie am Vortag. Dafür gab es noch eine nette Überraschung bei der Rückkehr. Wir hatten Besuch von der Crew der SY Aroha (www.sy-aroha.eu). Die beiden waren in dem Gewitter aus Neuseeland kommend in Neukaledonien angekommen. Es gab viel zu erzählen, zumal sie ihre Windsteueranlage abgesegelt hatten und nun ein Loch im Heck hatten!

 

Am nächsten Morgen waren wieder Peter und Niklas mit einem Stadtbesuch dran. Sie brachten unter anderem zwei unserer alten französischen Gasflaschen weg. Während sie weg waren, kam über UKW-Funk die Zusage für einen Marina-Platz. Wir standen dort nämlich auf der Warteliste. So ging Karen mit Ilka alleine Anker auf und fuhr Mango in die Marina. Peter und Niklas wurden über unser Walkie-Talkie über den Standortwechsel informiert. In der Marina nutzten wir ordentlich den Wasserhahn für Wäsche und Bootsputz. Am Nachmittag war dann Kaffeetrinken bei uns an Bord mit Gästen von der SY Aroha und der SY Nereus. Als wir so gemütlich im Cockpit saßen, merkten wir plötzlich, dass unsere Wasserpumpe leer lief. Es stellte sich schnell heraus, dass unser Wasssertank leer und unsere Bilge voll Süßwasser war. So ein Ärger, irgendwo musste ein Schlauchanschluss lose sein oder der Wassertank kaputt. Wir schmissen erstmal die Bilgepumpen an und beförderten das Wasser aus der Bilge nach draußen. Dann tranken wir unseren Kaffee gemütlich zu Ende. Wir lagen ja mit Wasserhahn vorm Schiff und abends wollten wir nicht mehr die Kojen der Kinder räumen um an den Wassertank zu gelangen. Nachdem unsere Gäste gegangen waren, juckte es doch bei Peter und er kam auf die gute Idee, dass das Problem vielleicht eher am Heißwasserboiler liegen könnte. Dieser wird nur unter Motor oder mit Landstrom genutzt. Und so war es zum Glück auch. Ein Schlauchanschluss hatte sich gelöst. Unsere Wasserpumpe versuchte natürlich den Boiler mit Wasser aufzufüllen und hatte so den Tank leer gepumpt. Der Boiler ist unter Karens und Peters Koje viel besser zugänglich als der Wassertank vorne. So war der Schlauch schnell wieder dran und wir waren froh am nächsten Tag nicht auf Fehlersuche gehen zu müssen. Während Peter dann das Abendessen kochte, tauschten Karen und die Kids noch schnell Fotos mit einer australischen Familie auf, die wir auf der Ile des Pins kennen gelernt hatten.

 

Am nächsten Morgen kauften wir noch Obst und Gemüse auf dem Markt, duschten alle nochmal und dann verließen wir schon wieder die Marina. Das Wetter entwickelte sich leider nicht so, dass wir nach Australien los segeln konnten, so entschieden wir uns ein paar Ankerplätze nördlich von Noumea noch anzulaufen, um dann zum dritten und letzten Mal in Noumea vorbei zu kommen.

 

Beim dritten Besuch bekamen wir auch wieder keinen Platz in der Marina und unser alter Ankerplatz hatte ein Katamaran für sich entdeckt. So ankerten wir diesmal einfach vor der Werft auf knapp 10m Tiefe, obwohl dort eigentlich das Ankern nicht erlaubt ist. Allerdings lagen dort schon einige andere vor Anker, denn der Wetterbericht sagte schon wieder für die nächsten Tage starken Westwind vorher. Der Westwind steigerte sich dann für 36h auf Windstärke 6-8. Es pfiff ordentlich über uns hinweg und dabei gab es tüchtige Schauer. Wir lagen gut, aber zahlreiche andere Ankerlieger gingen auf Drift. Immerhin trieben sie nicht bei uns vorbei.

 

Insgesamt waren wir von Noumea nicht so richtig begeistert. Das Ankern bringt angesichts der vielen Moorings kein Spaß dort und wir hatten natürlich auch viel Pech mit dem Wetter.

 

 

 

Ile de Pins

 

Eigentlich liegt Neukaledonien schon in den Tropen und man erwartet dort einen schönen Südostpassat als Segelwind. Aber der Passat wir gerne von den herbstlichen Tiefdruckgebieten in der Tasmansee oder tropischen Störungen verdrängt. Das ist nur gut, wenn man von Noumea in den Süden von Neukaledonien segeln will. Dann kann man die Passatstörung nutzen und die vorgelagerte Ile des Pins bequem erreichen. Ansonsten hat man auf dem Weg dorthin eher kräftigen Passat, der sich zwischen dem südlichen Cap Nua auf der Hauptinsel und der Ile des Pins noch verstärkt. Die Ile des Pins ist bekannt für ihre tollen Sandstrände und dort wollten wir wirklich gerne hin. Also nutzen wir die erste absehbare Chance um in den Süden aufzubrechen. Wir verließen das erste Mal Noumea noch bei einem steifen Passat und genossen die ober erwähnte Ilot Maitre. Von dort kreuzten wir nur wenige Meilen nach Süden zur Ile Uere. Einen Tag mit starken Passat ließen wir dort verstreichen. Bei 6 Beaufort wollten wir nicht gegen an kreuzen. In der großen Lagune um die Hauptinsel ist man zwar vor dem Ozeanschwell geschützt, aber die Windwelle ist trotzdem unangenehm.

 

Bei moderaterem Gegenwind kreuzten wir am Morgen dann zur Baie Ngo, die uns aber gar nicht gefiel. Durch die offenen Tagebaue am Ufer war es ein eher häßlicher Ausblick. Eine Bucht weiter, in der Baie Uie gefiel es uns besser, dort fiel also unser Anker für eine Nacht. Wir machten einen Dinghy-Ausflug in den Fluss am Ende der Bucht. Die Ufer waren Mangroven gesäumt und die Mangrovenwurzeln waren alle bis zur Hochwasserlinie leuchtend rot gefärbt, denn das Gestein und die Erde hier ist sehr reich an Mineralien und leuchtet rot. Es war ein schöner Anblick.

 

Weiter ging es mit erstem Tageslicht. Es war für den Tag Nordostwind angesagt. Leider entpuppte sich dieser im Laufe des Vormittags als Ostwind, so dass wir die Ile de Pins nicht ganz anliegen konnten. Der Wind wurde auch immer weniger und gegen die noch stehende Hoppelwelle kamen wir nicht mehr ordentlich voran. Also musste der Motor auf den letzten Meilen helfen. So erreichten wir am Nachmittag die Ile de Pins. Für die nicht so tolle Überfahrt entschädigte der Anblick der Baie Kuto uns sofort. Ein traumhafter Strand lag vor uns und wir ankerten im türkisfarbenen Wasser. Der Strand war aus feinstem weißen Puder und quietschte herrlich beim Laufen.

 

Wir blieben fünf Nächte an diesem tollen Ankerplatz. Man kann leicht verstehen, dass manche Segler monatelang hier leben. Es gibt ein Hotel an der Bucht, dieses ist aber sehr dezent gebaut und nur das Restaurantgebäude steht am Strand. Die übrigen Gebäude befinden sich auf der anderen Straßenseite hinter dem Strand. Die Bauweise ist an die Architektur der einheimischen Hütten angelehnt. Durch das Hotel gibt es sogar Zugang zu einem Wifi-Netz, was für Segler immer attraktiv ist, da man so über das Internet den aktuellen Wetterbericht detaillierter bekommt.

 

Mit dem Dinghy landeten wir am Strand an, alternativ gibt es auch einen kleinen Anleger, den die Boote der Kreuzfahrer nutzen. Kreuzfahrtschiffe fahren mittlerweile diese Bucht auch an. So lag gleich nach unserer ersten Nacht am Morgen ein Kreuzfahrtschiff draußen vor Anker und bootete seine Passagiere aus. Diese verteilten sich aber so am Strand, dass es uns nicht groß störte. Wir machten sogar nette Bekanntschaft mit einer Mitreisenden. Sie erzählte uns, dass das Schiff insgesamt 9 Tage unterwegs ist und in Sydney gestartet war. Sie hatten schon Fiji und Vanuatu besucht und waren auf dem Rückweg. Am Abend ging die Rückfahrt nach Australien los. Hm, die waren deutlich schneller unterwegs als wir ;-))

 

Dafür machten wir noch eine kleine Tour zu den Gefängnisruinen, die es nahe der Baie Kuto zu besichtigen gibt. Auf der Insel wurden um 1870 bis zu 3000 Gefangene von den Franzosen untergebracht. Diese wurden insbesondere im Rahmen der sozialistischen Unruhen in Frankreich nach hier verbannt. Die Überreste der Gefängniszellen sahen nicht sehr einladend aus und es müssen ziemlich elendige Verhältnisse dort geherrscht haben.

 

Auf dem Rückweg holten wir im Laden am Wegesrand noch unsere Baguettes und ein wenig Obst ab, welches wir schon bezahlt hatten. Man kann sich mit dem notwendigsten auf der Insel versorgen. Es gibt sogar einen Markt im Ort an der nächsten Bucht, dorthin sind wir aber nicht gekommen. Wir genossen nämlich einfach viel diesen tollen Strand. Die Kinder badeten und buddelten begeistert. Die letzten Tage stand ein wenig Schwell in die Bucht und es wehte eine steife Brise, aber das störte vor Anker nicht groß. Nur beim Anlanden mit dem Dinghy suchten wir uns die ruhigste Stelle ganz in der „Ecke“ des Strandes aus. Sonst wäre es etwas feucht beim Aussteigen gewesen.

 

Wir wären gerne noch länger hier geblieben, andererseits wollten wir noch die Baie de Prony im Süden der Hauptinsel erkunden.

 

 

 

Baie de Prony

 

Mit uns verließen noch zwei andere Schiffe die Ile des Pins, als wir wieder Richtung Hauptinsel segelten. Wir waren ganz stolz, dass wir am schnellsten die Lagune nahe der Hauptinsel erreichten. Mit unseren zwei Vorsegeln waren wir Downwind erprobt und konnten so flott segeln. Außerdem hatten wir uns für den taktisch klügsten Weg durch die Riffe entschieden. Es ist schon lustig, wie das Regattafieber aufkommt, wenn man nicht alleine segelt.

 

War der Hinweg zur Ile des Pins etwas mühsam gewesen, so ging es nun mit normalem Südostpassat flott zurück. Unser erster Ankerplatz in der verzweigten Baie de Prony war in der Anse Magic. Dort fiel nicht einmal der Anker, sondern wir konnten uns an einer der kostenlosen Moorings vom Marine-Park erfreuen. Diese sind an einigen Stellen im Süden von Neukaledonien ausgebracht, damit die zahlreichen Korallen geschützt werden. Sie machen einen sehr gut gepflegten Eindruck und wir waren zum Glück nicht zur Hauptsaison hier, so dass wir immer eine bekamen. Wir wussten Mango also gut vertäut. So ging es am nächsten Tag zu einer Wanderung hinauf zum Leuchtturm am Cap Nua. Dort gibt es auch eine ganz neu angelegte Walbeobachtungsstation. Buckelwale ziehen jedes Jahr am Kap vorbei, wenn sie von ihren Brutgebieten in den Tropen im Juli bis September Richtung Antarktis ziehen. Wir waren natürlich zu früh für den Walzug, und die Aussicht war leider ziemlich wolkig. Beim Aufstieg erwischte uns sogar noch Regen. Trotzdem konnte man erahnen, wie bei Sonnenschein die Riffe in der Lagune leuchten mussten, und die Landschaft am Kap war allemal beeindruckend. Die ganze Gegend besteht aus rotem Gestein und die Vegetation ist nur buschig. Teilweise gibt es extreme Erosionserscheinungen. Tiefe Rinnen durchfurchen die Landschaft. So massive Erosionsrinnen hatten wir noch nicht auf unserer Reise gesehen. Ganz schön erschreckend, was hier an Boden weggespült wird in der Regenzeit!

 

Zurück auf Mango rollten wir die Genua aus und ließen die Mooringleine los. Gemütlich segelten wir ganz ans nördöstliche Ende der Baie de Prony. Nebenbei machten wir Mittagessen. Dann fiel unser Anker vor zahlreichen Mangroven am Ufer und wir schwangen uns schnell in Bango. Flussaufwärts wurde es bald flach, aber wir wussten zum Glück, wo wir entlang der Sandbänke steuern mussten. Wir stiegen aus Bango erst aus, als es wirklich nicht mehr weiter ging, da große Steine den Weg versperrten, über die sich der Fluss in einem breitem Wasserfall ergoss. Wir liefen ein kleines Stück entlang einer Straße und erkundeten etwas die Gegend. Zurück bei Bango fuhren wir an den Anleger ein kleines Stück zurück. Dieser war extra für Boote angelegt, damit man die hübsch angelegte Badestelle von einer heißen Quelle besuchen konnte. Das Wasser war allerdings nur lauwarm und nicht heiß. Wahrscheinlich hatte es zu viel geregnet, das Becken war etwas undicht und der Zulauf des Heißwassers hatte sich verändert. Trotzdem sprangen Karen und die Kinder in die Süßwasserfluten und hatten ihren Spaß. Die Kinder konnten sich kaum losreißen.

 

Als wir wieder an Bord waren, entschieden wir uns spontan nochmal Anker auf zu gehen und noch bis zur Ilot Casy zu segeln. Die Ilot Casy liegt am Ausgang der Baie de Prony und auch dort gibt es Mooringbojen. Eine Stunde später hingen wir also an einer dieser Bojen und dann wurde es auch schon bald dunkel. Das war ein ziemlich aktiver Tag gewesen und wir fühlten uns etwas wie Chartersegler, die alles mitnehmen in kurzer Zeit, und nicht wie Cruiser, die viel Zeit haben.

 

Nach einem Sonntagsfrühstück tags darauf, wurden wir mit einer lustigen Delfinshow unterhalten. Zwei Delfine schwammen dicht am Ufer vorm Anleger an der Insel entlang. Auf dem Anleger stand der Inselhund. Er sprang voller Begeisterung ins Wasser und schwamm eine ganze Weile den Delfinen hinterher. Es machte ein wenig den Eindruck, als wenn er öfter mit dem Delfinen schwamm. Der Hund begleitete uns dann um die halbe Insel, als wir diese auf einer Wanderung erkundeten. Die Insel ist ein Naturreservat. Es gibt allerdings Reste einer Hotelanlage auf der Insel. Die Hotelanlage liegt genau am Ankerplatz und man durchquert sie, wenn man an Land geht. Die fast leeren Gebäude sehen aus, als wenn sie fast fluchtartig verlassen worden sind. In der Hotelbar konnte man am Küchentresen noch geöffnete Konservendosen bewundern und einiges an Mobiliar steht noch herum. Nur die Zimmer sind richtig leer geräumt. Der Pool ist mit einer Pfütze aus Regenwasser gefüllt, die Holzplanken der Veranden fangen an zu verrotten und alles wird langsam vom Grün überwuchert. Ein trauriger Anblick. Wir fragten uns, was für eine Misswirtschaft hier getrieben worden sein muss, an so einem schönem Ort. Das einzige intakte war das öffentliche Münztelefon, es hatte jedenfalls ein Freizeichen.

 

Die Rundwanderung zeigte uns dann aber die schönen Seiten der 45ha großen Insel. Die Vegetation ist teilweise sehr üppig und besteht zu 86% aus endemischen Arten. Es gibt ein interessantes Plateau mit dem höchsten Punkt auf 45m, wo das Gestein der Insel (Peridotit und Gabbro) kahl hervor ragt. Das Gestein leuchtet so rot, wie auf der Hauptinsel, denn die Insel war bis vor 1 Million Jahren mit der Hauptinsel verbunden und hat die gleiche geologische Vergangenheit.

 

Am Nachmittag schnorchelten wir im kühlen Wasser. Die Korallen waren interessant, aber lange hielten wir es nicht im Wasser aus, der nächste Regenschauer näherte sich. Das Wetter zeigte sich mal wieder von der grauen Seite. So war dann auch die Rückfahrt bis in die Baie de Citron vor der Haustür von Noumea eine Fahrt unter grauem dicken Wolken, aus denen ab und zu Regentropfen fielen. Immerhin kam am späten Nachmittag dann endlich wieder die Sonne hervor und es reichte noch für einen kleine Strandbesuch. Nach einer sehr ruhigen Ankernacht verkrochen wir uns dann für den angesagten Westwind nach Noumea.

 

 

 

Anse Kendu und Baia Maa

 

Die Anse Kendu liegt nur wenig nördlich von Noumea und es gibt sogar eine Stadtbuslinie, die bis dort fährt. An der Bucht liegt eine gepflegte Hotelanlage und sie hat einen schönen Strand. Der Ankerplatz ist klein und von Korallen umgeben, wir waren zum Glück die einzigen, die dort die Nacht verbringen wollten. Wir waren dorthin gesegelt, nachdem klar war, dass das Wetter nicht zum Weitersegeln nach Australien reichen würden, als wir das zweite Mal in Noumea waren. Bis zum nächsten starken Westwind und hoffentlich nachfolgendem Wetterfenster für unsere Passage nach Australien blieben uns vier Tage. Die Anse Kendu hatte uns gelockt, da man von dort auf das Fort Tereka wandern kann. Bergauf folgten wir der Straße und oben konnten wir die Reste der Befestigung sehen. Ein paar Kanonen standen ebenfalls herum. Etwas merkwürdig muteten nur die Patronenhülsen an, die hier herum lagen, und die Reste einer Handgranate. Sie sahen nicht alt aus???

 

Bergab liefen wir über einen neu angelegten Wanderweg, den Sentier des Legendes. Auf großen Tafeln wurden Legenden zu verschiedenen bekannten endemischen Tieren und Pflanzen beschrieben, wobei jeweils Besonderheiten dieser erwähnt wurden. Leider nur auf französisch.

 

Am Nachmittag segelten wir 6sm weiter in die Baie Maa. Das ist eine große Ankerbucht und wir spielten und lasen den ganzen Tag faul am Strand in der Südecke der Bucht. Am nächsten Tag ankerten wir gleich nach dem Frühstück um in die Nordecke und am späten Vormittag pfiffen dann kräftige Böen aus Nordost über uns hinweg. Bei dem starken Wind mochten wir nicht von Bord gehen und am Abend drehte der Wind ganz unerwartet auf Südwest. Damit wurde es dann schwellig für uns. Zum Glück flaute der Wind aber bald wieder ab und drehte auf West, wie angesagt. Wir zogen es vor, noch vor dem Frühstück Anker auf zu gehen und wieder nach Noumea zurück zu segeln. Gemütlich segelten wir die 11sm mit Genua und ausgebaumter Fock. Die Sonne kam heraus und am Bug spielten seid langer Zeit mal wieder eine Delfinschule. Segeln kann so schön sein!

 

Das der Wind am Nachmittag in Noumea dann zunahm und uns gehörig um die Ohren pfiff, davon haben wir schon oben geschrieben. Wir klarierten nun beim dritten Aufenthalt in Noumea aus Neukaledonien aus, denn wir wollten weiter nach Australien. Wie wir dann dorthin gelangten, das erfahrt ihr im nächsten Bericht.