28. und 31.12.2012 sowie 6. - 10. Januar 2013

 

Kapstadt per Zug

 

Die ersten Eindrücke von Kapstadt bekamen wir durch zwei Ausflüge, die wir per Vorortzug von Simon's Town aus unternahmen. Der Bahnhof von Simon's Town ist gut zu Fuß von der Marina aus zu erreichen und welches Ticket wir benötigten, hatten wir schon von anderen Seglern erfahren. Da wir nicht in der Hauptverkehrszeit starteten, ging der Ticketkauf am Schalter zügig und wir konnten uns unter den zahlreichen freien Sitzplätzen bequem gute Fensterplätze sichern. Die Fahrt des Zuges geht nämlich von Simon's Town dicht entlang Küste von der False Bay und der Ausblick auf das Meer ist fantastisch. Bei entsprechender Brandung sprüht die Gischt schon mal auf die Gleise. Im Norden der Bucht biegt die Eisenbahnstrecke dann nach Norden über die sogenannten Flats ab Richtung City.

 

 

 

Der Zug endete im Hauptbahnhof und gleich daneben liegt das Castle of Good Hope, das älteste Gebäude der Stadt. Das war ein guter Ausgangspunkt für unser Sightseeing um zur historischen Entwicklung von Kapstadt die Hintergründe zu erfahren. Die Holländer haben das Castle ab 1666 gebaut um die Stadt zu verteidigen. Wir erkundeten die Gebäude ausgiebig und gönnten uns als Abschluss im Cafe schnell noch eine kleine Stärkung.

 

 

 

Anschließend schlenderten wir Richtung Gold of Africa Museum. Die Goldminen in Südafrika sind für das Land von äußerst wichtiger wirtschaftlicher Bedeutung. Wir hofften im Museum auch ein wenig über den Abbau des Goldes zu erfahren. Aber weit gefehlt, es ist nämlich nur eine Ausstellung bedeutender afrikanischer Goldschmuckstücke, die zwar ganz nett anzusehen waren, aber für die Kinder waren sie ziemlich langweilig. Nur die Sonderausstellung zu Goldfunden aus Amazonien fanden wir richtig interessant. Das hätte uns aber mehr interessiert, als wir in Kolumbien waren.

 

 

 

Etwas ermattet von der Museumsrunde zogen wir dann zu Fuß Richtung Fußgängerzone. Und dann erlebten wir das einzige kriminelle Erlebnis unserer ganzen Reise. Ein Typ sprach uns an, weil er uns angeblich Sonnenbrillen verkaufen wollte. Hauptsächlich wandte er sich an Peter und sabbelte diesen voll, dass er viele kleine Kinder hätte und diese ernähren müsste und wir sollten doch bitte eine Brille kaufen. Das ganze in einer völlig aufdrängenden Weise, die uns ziemlich annervte. Wir machten eigentlich schnell deutlich, dass wir nichts kaufen wollten, aber er ließ sich nicht abwimmeln und sabbelte weiter und lief weiter hinter uns her. Wir versuchten ihn zu ignorieren, aber er ließ nicht von uns ab. Zum Glück guckte Karen dann mal nach hinten und da sah sie, dass er gerade dabei war nebenbei das Fach von unserem Rucksack zu öffnen, den Peter auf dem Rücken hatte. Die Verkaufsstory war nur das Ablenkungsmanöver für den geplanten Taschendiebstahl. Wir hatten zwar keinerlei Wertsachen in dem Fach, welches er gerade öffnete, aber Karen war so sauer über das Verhalten, dass sie ohne Nachdenken dem Mann wie einem kleinen Kind auf die Finger schlug und ihn anblaffte. Zum Glück zückte er dann nicht ein Messer, sondern ließ von uns ab. Vielleicht hatte er auch den Sicherheitsdienst registriert, der an der nächsten Kreuzung schon in Sichtweite stand. Wir waren jedenfalls erstmal ziemlich aufgebracht und brauchten einen Moment um zu realisieren, was da gerade passiert war.

 

Wir ließen dann den Ausflug im Company's Garden, einem schönen Park, ausklingen. Ursprünglich als Gemüsegarten zur Versorgung der Ostindienfahrer angelegt, ist der Park heute eine zentral gelegene Grünanlage, in der man schön entspannen kann.

 

 

 

Der zweite Ausflug nach Kapstadt folgte an Silvester. Wieder ging es mit den Zug in die Stadt und dann stiegen wir auf einen klassischen Sightseeing-Doppeldeckerbus um. Alle ausgestattet mit Kopfhörern ließen wir uns professionell die Sehenswürdigkeiten der Stadt erklären. Zuletzt hatten wir so eine Tour in Funchal auf Madeira gemacht und damals fanden die Kinder es ganz super. Auch dieses Mal fanden sie die Bustour in luftiger Höhe gut. Am Green Point Lighthouse unterbrachen wir die Rundtour. Wir nutzten mal kurz den dortigen Spielplatz und guckten auf das Meer. Zu Fuß liefen wir dann in den zur Fußballweltmeisterschaft 2010 angelegten Park um das Green Point Stadium. Überall in dem Park stehen lustige Figuren und Skulpturen in den Beeten und es gibt viele Informationen zur Flora und Fauna, die hier ursprünglich mal zu finden war sowie zu den Ureinwohnern dieser Region. Es brachte Spaß hier durch zu schlendern.

 

 

 

Nächstes Ziel für uns war die Viktoria & Alfred Waterfront. Rund um die alten Hafenbecken von 1860, die immer noch genutzt werden, ist touristisch viel entwickelt worden und auch wir stürzten uns ins Getümmel. Das Riesenrad verkniffen wir uns, aber auch so gab es genug anzugucken.

 

 

 

Weiter ging es dann mit dem Bus, bis unsere Einstiegshaltestelle wieder erreicht war. Als wir aus dem Bus stiegen, fielen wir quasi in die direkt an der Haltestelle liegende deutsche Buchhandlung. Begeistert über die riesige Auswahl deutschsprachiger Literatur bekamen die Kinder spontan jeder ein Buch und die Eltern kauften nach fast drei Jahren mal wieder eine "Zeit". Am Abend stand dann endlich mal wieder auf Papier Zeitung schmökern an und nicht online vorm Bildschirm.

 

Bevor wir allerdings abends auf Mango die Füße hochlegen konnten, kauften wir in einem großen Supermarkt in Bahnhofsnähe viele leckere Lebensmittel für die folgenden Tage ein, und fuhren per Zug wieder nach Simon's Town zurück.

 

 

 

Um das Kap der Guten Hoffnung

 

Am 6. Januar war es dann soweit. Ruhiges Wetter für die Umrundung des Kap der Guten Hoffnung war vorher gesagt und so machten wir uns schon um kurz vor 8:00 Uhr auf den Weg. Erstmal unter Motor ging es hinaus aus der False Bay. Viele Seelöwen waren im Wasser unterwegs, Pinguine paddelten vorbei, Delfine sprangen, ein superschöner Sommertag ließ das Wasser blau strahlen und wir gingen dicht unter Land um das Ende der Kaphalbinsel. Um 10:50 Uhr war das Kap der Guten Hoffnung bei fast Flaute gerundet und nun hieß es auf in den Norden.

 

Kurz hinterm Kap mussten Ilka und Niklas synchron Neptun ihren Mageninhalt opfern, denn es war durch die Felsen eine ganz kabbelige See. Zum Glück kam eine halbe Stunde hinter dem Kap dann endlich der angesagte Südwind auf und wir konnten segeln. Das hatten wir extra so abgestimmt, dass kein gegenan Kreuzen vorm Kap nötig war. Der Rest des Törns war dann das reinste Kaffeesegeln. Schön in Küstennähe ging es gemächlich und bequem unter Segeln dahin. Wir passierten um 14:00 Uhr den Slangenkoop Lighthouse, den wir von Landseite ja schon ausgiebig kennengelernt hatten.

 

Der Blick auf Kapstadt war fantastisch. Besonders das zur WM gebaute Stadion fiel von Wasserseite aus uns ins Auge. Das lag sicher auch mit an den interessanten Wellen, die sich davor am Green Point Lighthouse brachen. Der Sonnenschein am späten Nachmittag brachte alles zum Strahlen.

 

Hinterm Tafelberg gab es eine kleine Stelle mit Windschatten und dann brachen abrupt Fallböen mit 30-40 Knoten Wind über uns her, als wir uns der Hafeneinfahrt näherten. Wir mussten noch quer durch das kommerzielle Duncan Becken des Hafen gegen den Wind an motoren. Das zog sich ganz schön in die Länge, obwohl es nur eine Seemeile war und wir waren sehr froh, dass unser Motor so verlässlich war. Es kam auch noch ein kleines Tankschiff entgegen, keine Situation wo man sich einen Ausfall vom Motor leisten kann.

 

Da wir bei dem Wind keinerlei Lust auf Hafenmanöver hatten, nahmen wir den erstbesten Platz längsseits gegen den Wind am ersten Schlengel. Wir hatten sowieso erst ab dem nächsten Tag eine Liegeplatzzusage und hinter uns waren keine Segler mehr unterwegs gewesen.

 

Am nächsten Morgen war es windstill und wir verholten bequem auf den Liegeplatz für die nächsten vier Tage.

 

 

 

Tafelberg

 

Da das schöne Wetter den ganzen Tag anhalten sollte, nutzen wir die Chance und fuhren mit der Seilbahn auf den Tafelberg. Die Wanderung nach oben war uns für Ilka doch noch etwas zu sportlich und die Kinder fanden das Seilbahnfahren natürlich super. Die Kabine dreht sich während der Fahrt, so dass man auf jeden Fall die Aussicht auf die Stadt einmal bei Auffahrt genießen kann. Von oben ist die Aussicht natürlich absolut klasse und es war superschön dort oben über der Wanderwege zu schlendern, die interessante Vegetation mit den vielen Blumen zu bewundern und in alle Richtungen natürlich die Sicht auf Stadt und Meer zu genießen. Fantastisch!

 

Am frühen Nachmittag ging es wieder nach unten, denn dann wird bei solch sonnigem Wetter ziemlich verlässlich das "Tischtuch" über den Berg gezogen. Durch die Thermik entsteht die berühmte flache Wolke über dem Berg, die an den Kanten wie ein Tischtuch herabfällt. Wir konnten jeden Abend von der Marina aus dieses Phänomenen bewundern. Dazu kommen dann auch immer die Fallböen auf, die so schön durch das Hafenbecken pfeifen.

 

 

Royal Cape Town Yacht Club

 

Nach diesem schönen Ausflug haben wir uns zum Abschluss des Tages noch ein leckeres Essen im Restaurant vom Yachtclub gegönnt. Die Bedienung war supernett und wir bekamen noch ein bisschen Gesellschaft von Connor und Marion von der SY Toucan vorm Essen. Sie hatten gerade Besuch von ihrem Sohn, aber ein kleiner Schwatz musste drin sein, wir hatten uns schließlich zuletzt auf Reunion gesehen.

 

Die nächsten Tage waren dann mit letzten Vorbereitungen für die Weiterfahrt ausgefüllt. Dafür war das Liegen in einem Hafen natürlich praktisch. Der Yachtclub war insgesamt ziemlich gut organisiert, man merkte, dass hier doch öfter auch große Regatten vorbei kommen. Wir nutzten im Club natürlich die Waschmaschine und genossen die Duschen. Nachteil allerdings: Eigentlich kommt man nur mit einem Taxi vom Club weg, da er mitten im Industriehafen liegt.

 

Niklas machte fleißig Schule, die Weihnachtsferien wurden für beendet erklärt. Ilka spielte derweil wieder "Kindergarten", d.h. meistens bastelte sie dann. Peter nietete das Radar wieder ordentlich fest, die Aufhängung hatte sich losgelottert und andere kleine Pflegearbeiten wurden durchgeführt. Karen putzte fleißig und dann wurde Mango von seiner schönsten Seite fotografiert. Wir bastelten an der Website und stellten unsere Verkaufsanzeige für das Schiff online.

 

Für uns stand schon lange fest, dass wir kein Schiff unterhalten wollten, wenn wir wieder zurück in Deutschland sind. Da wir erstmal wieder zurück nach Dresden gehen wollten, würde das Meer sehr weit weg sein für uns. Da macht es wenig Sinn ein Schiff wie Mango zu behalten. Mango ist schließlich zum Segeln durchs Blauwasser ausgerüstet und nicht, um nur für kurze Urlaubstörns auf Nord- oder Ostsee genutzt zu werden. Vom Rumstehen am Land wird ein Boot schließlich auch nicht besser. Beim Segeln über den Indik hatten wir genug Zeit gehabt darüber nachzudenken, jetzt hieß es den Gedanken Taten folgen zu lassen.

 

So wurden also kostenlose Internetbörsen gefüttert und wir machten uns schlau, was das Inserieren von Schiffsanzeigen kostet. Angesichts der Preise zogen wir dann erstmal vor, es mit den einfachen Bootsbörsen anzugehen. Wir wollten mindestens ja noch unsere Weltumsegelung beenden, bevor das Schiff verkauft werden sollte. So hatten andere Anzeigen doch noch etwas Zeit.

 

Das Schreiben von Reiseberichten geriet darüber leider etwas in den Hintergrund und dann war auch schon das Ende unseres Aufenthalts in Kapstadt absehbar.

 

Per Taxi fuhren wir nochmal an die Waterfront. Dort besuchten wir das Maritime Center, wo es eine kleine Ausstellung zur Entwicklung des Hafens von Kapstadt gibt. Wir schlenderten nochmal an der Waterfront Marina vorbei, wo wir uns über die Seelöwen auf den Schlengeln amüsierten und noch einen kleinen Schnack mit den Crews von der SY Orca und der SY Savia führten. So erfuhren wir, dass die Marina eigentlich nur große Schiffe, so ab 50 Fuß als Gäste haben möchte, wenn man aber mit einem kleineren Schiff einfach kommt, dann bekommt man doch einen Platz. Außerdem würde von hier auch das Ausklarieren gehen und man muss keinen Mindestliegepreis von einer Woche zahlen, wie im Club. Hätten wir das gewusst, dann wären wir wohl auch schon früher nach Kapstadt gesegelt. Außerdem fanden wir zur Versorgung die Lage der Waterfront Marina weit aus attraktiver, denn es gibt dort, wie oben erwähnt, einen großen Supermarkt. Wir nutzten ihn so noch zum Abschluss des Tages.

 

Der letzte Tag stand dann im Zeichen des Ausklarierens. Per Taxi ging es vorsichtshalber gleich mit der ganzen Familie zu den entsprechenden Behörden. Bei der Immigration war doch tatsächlich vor uns die komplette Mannschaft eines Frachters angetreten und sämtliche Pässe wurden mit Gesichtskontrolle gestempelt. Gut, dass wir gleich mit der Mannschaft angereist waren, so konnten auch die Gesichter unserer Crew kontrolliert werden. Sogar Ilka durfte ausreisen, obwohl in ihrem Reisepass ja wirklich noch ein Foto klebt, dass sie ganz schön jung zeigt...

 

Unsere Liegegebühren im Yachtclub wurden von uns natürlich auch ordnungsgemäß gezahlt und dann hieß es am späten Nachmittag Leinen los. Seit November waren wir nun in Südafrika unterwegs, nun hieß es endgültig Abschied nehmen von diesem Land. Das Wetter wurde nun auch zunehmend kühler und uns zog es langsam in den wärmeren Norden. Das kalte Wasser der Antarktis sollte uns aber noch etwas länger per Strömung entlang der afrikanischen Küste begleiten. Wohin, davon schreiben wir dann im nächsten Bericht.