17. Oktober – 3. November 2012

 

Von Rodrigues nach Reunion

 

Dieser Reiseabschnitt war für uns gefühlt nur eine kurze Strecke, nach den letzten beiden Abschnitten. Immerhin über 450sm mussten zwischen den beiden Inseln zurück gelegt werden, aber die ganze Strecke blies der Wind mit 3-4 Beaufort komfortabel. Entspanntes Segeln hieß es auf dem Abschnitt der Reise. Im Logbuch finden sich nur zwei etwas ausführliche Einträge am dritten Tag. Der erste lautet: „Frachter überholt Steuerbord, Fischer von vorne, Frachter überholt Backbord“, der zweite Eintrag: „90cm Mahi-Mahi an Bord“. Am vierten und Ankunftstag war gleichzeitig Peters Geburtstag. Zum Geburtstag gab es leckere Kirsch-Schokoladen-Muffins, die Karen in ihrer Nachtwache gebacken hatte. Die hohe Insel, offiziell La Reunion genannt, tauchte dann vor uns auf und wir steuerten bei strahlendem Sonnenschein die Südküste an. Wir konnten von See her schon die eindrucksvolle Morphologie der Insel mit ihren tief eingeschnittenen Tälern erahnen. Unser Ziel war die kleine Marina von St. Pierre. Da der Wind eher aus ENE kam, mussten wir uns um die Einfahrt in den Hafen keine wirklichen Sorgen machen. Wir gelangten in den Windschutz der Insel und bei Flaute motorten wir vorbei an den mächtigen Molen, die verwinkelt den Hafen vor dem ständigen Schwell mit dem normalen SE-Passat schützen. Brav hielten wir uns an die Leitlinien, aber das war angesichts der Wetterlage auch nicht wirklich schwierig. War uns so allerdings ganz recht.

 

St. Pierre

 

Die Marina in St. Pierre ist relativ klein, aber wir bekamen ohne Probleme einen Platz am Steg, denn es war Wochenende und wir nahmen uns einfach einen freien Platz, nachdem ein netter Segler vom Steg uns das empfohlen hatte. Am Montag ging es dann ins Hafenmeisterbüro, und wir konnten erstmal auf unserem Platz bleiben. Es herrschte eine nette Atmosphäre am einzigen Steg, wo alle Gast-Segelyachten lagen. Viele davon waren Franzosen, die entweder auf ihrer Reise um die Erde hier einen Arbeitsstopp für länger einlegten, oder andere Langfahrtsegler auf dem Weg nach Südafrika. Im Laufe unseres fast zweiwöchigen Aufenthaltes wurde es immer heimeliger am Steg. So gab es das eine Wochenende dann noch eine bis tief in die Nacht reichende Steg-Party mit zwei Grills auf dem Betonsteg und Musik aus der Konserve und live von der Gitarre. Da direkt hinter Mango gefeiert wurde, brauchten wir nicht einmal einen Babysitter.

 

An Halloween zogen auch über den Steg die Hexen und andere Gruselgestalten, die wir allerdings verpassten, da wir uns ein Essen im Restaurant gönnten.

 

Die Marina liegt direkt im Städtchen von St. Pierre, so dass es fast jeden morgen frisches Baguette vom Bäcker gab. Der Ort erinnert an ein französisches Urlaubsstädtchen und wir fühlten uns dort sehr wohl. Viele Restaurants besetzten die Uferstraße mit internationaler Küche.

 

Im Ort gibt es einen bunten Markt mit Korbarbeiten und anderem Kunsthandwerk für die Souvenirjäger. Wir nutzten diesen um kurzerhand die Weihnachtsgeschenke schon im Oktober zu kaufen und nach Europa zu schicken. Von hier war die Post nämlich weitaus zuverlässiger als von Südafrika, wie wir gehört hatten.

 

Neben der Marina befand sich der Strand des Ortes, geschützt hinter einem Riff. Der Sand war nicht sehr fein durch die vielen Korallensteine, aber trotzdem gut frequentiert von den Touristen und Einheimischen. Wir schafften es gar nicht so oft an den Strand, da wir einige Ausflüge machten und gleichzeitig das Boot fit für die Überfahrt nach Südafrika machten.

 

Nach einer Woche mussten wir am Steg umziehen, denn der Eigner unseres ersten Liegeplatzes kam aus dem Trockenen zurück ins Wasser. Der Travellift der Marina inspirierte Niklas zum großen Bau von einem aus Lego. Das war aber gar nicht so einfach, er brach leicht auseinander. Das führte wiederum zu Tränen...


Le Volcan – Piton de la Fournaise

 

Von St. Pierre aus machten wir mehrere Ausflüge per Mietauto auf der Insel. Der erste Ausflug startete schon morgens um 4:00 Uhr bei perfektem Wetter. Wir fuhren zum aktivsten Vulkan der Insel, dem Piton de la Fournaise. Schon bei der Anfahrt erklimmt man zahlreiche Höhenmeter. An einem Aussichtspunkt, wo man einen tollen Blick in das tiefeingeschnittene Tal des Riviere des Remparts hatte, aßen wir frisch gekaufte Croissant zum Frühstück. Da das Tal zum Teil noch im Schatten lag, ist es auf den Fotos gar nicht so eindrucksvoll geworden.

 

Der letzte Ausbruch am Piton de la Fournaise war im Jahr 2009 und die Landschaft um den Vulkan ist wirklich eindrucksvoll. Man fährt mit dem Auto über eine Hochebene, die in vielen Brauntönen leuchtet, bis zum Pas de Bellecombe, ein Aussichtspunkt am Rande einer großen Caldera. Die Caldera hat einen steilen Rand und innen erstreckt sich eine große Fläche mit Lava. Aus dieser Fläche erhebt sich dann der aktuelle Vulkangipfel. Er ist 2631m hoch. Den Calderarand geht es auf einem Fußweg steil mit Treppen hinab. Das Wandern über das Lavafeld in der Sonne ist ziemlich anstrengend. Deshalb auch unser früher Start am Morgen, denn dann ist es oben noch erträglich zu wandern. Den Blick in den Krater oben auf dem Vulkan und auf die andere Seite der Insel hat allerdings nur Peter geschafft. Ilka wanderte tapfer über die Lavafläche und dann noch ca. 1/3 des Gipfel hinauf. Dann ging nichts mehr und Karen und Ilka drehten um. Niklas schaffte es 2/3 den Gipfel zu erreichen, dann machte er Pause und wartete geduldigt ca. 30 min bis Peter von ganz oben zurück kam. Peter machte also die Fotos ganz oben, aber die Lava vom letzten Ausbruch ist mittlerweile soweit abgekühlt, dass sie nicht mehr glüht, sondern dunkel ist. Somit war Karen nicht zu enttäuscht, dass sie oben nicht gucken konnte. Immerhin war auch vom Hang des Vulkans über das Lavafeld der Blick sehr beeindruckend. Der Wanderweg ist mit weißen Farbklecksen markiert und die vielen Touristen wirken von oben darauf wie bunte Ameisen, die einer Spur folgen.

 

Auf dem Rückweg stoppten wir noch an einem tiefen Nebenkrater. Von einer Aussichtsplattform hatte man einen atemberaubenden Blick in die Tiefe. Auch hier hatte man keine Chance den Eindruck per Foto einzufangen, es war einfach zu tief. Sehr beeindruckt fuhren zurück. Dabei kamen wir nochmal am dem Aussichtspunkt von unserem Frühstück vorbei. Das Tal lag jetzt in der Sonne, aber erste Wolken füllten es schon aus, so dass nicht mehr bis unten sehen konnten. Glatt verfuhren wir uns dann sogar noch, ein Abzweig war schlecht ausgeschildert. So kurvten wir etwas länger als geplant nach St. Pierre zurück.

 

Entlang der Südküste nach St. Leu
Einen Tag wollten wir eine Zuckerfabrik besichtigen, denn wir hatten auf unserer Reise schon viele Zuckerrohrfelder gesehen. Auf Reunion wird insbesondere im Süden der Insel sehr viel Zuckerrohr angebaut. So machten wir uns auf den Weg in die Nähe von St. Louis zur Zuckerfabrik von Gol. Wir staunten über die vielen Trecker mit großen vollbeladenen Anhängern, die auf das Fabrikgelände fuhren. Wir konnten gut beobachten, wie aus jeder Ladung mit einem Kernbohrer eine Probe herausgeschnitten wurde und dann das Zuckerrohr abgeladen wurde. Leider konnten wir die Fabrik aber nicht von innen besichtigen, denn für Kinder unter 7 Jahren ist die Führung angeblich zu gefährlich. Immerhin war noch eine Schautafel vorhanden, wo der Produktionsweg des Zuckers gezeigt wurde. Sehr enttäuscht verließen wir das Firmengelände. Wir mussten also ein Ersatzprogramm für den Tag finden. So fuhren wir weiter Richtung St. Leu. Auf dem Weg Lag das Museum Stella Matutina, welches in einer stillgelegt Zuckerfabrik untergebracht ist. Das Museum hat die Landwirtschaft auf Reunion, insbesondere den Zuckerrohranbau, als Thema. Leider wurde es aber gerade umgebaut. Es war nur eine kleine provisorische Ausstellung in einem Containergebäude anzuschauen. Diese war aber sehr gut gemacht, wenn auch nur auf französisch. Den Ausbauplänen nach zu urteilen, wird das neue Museum sicherlich mal sehr sehenswert sein.

 

Von dem Museum Stella Matutina fuhren wir dann direkt nach St. Leu. In dem kleinen Ort guckten wir uns ein wenig um und aßen noch einen Snack an der Strandpromenade. Auf dem Rückweg nahmen wir dann nicht die Autobahn, sondern die alte Küstenstraße. So hatten wir einen schönen Blick auf das Meer. Eine längere Pause machten wir beim Blowhole Le Souffleur. Es war toll anzugucken, wie das Meerwasser durch das Loch in die Höhe sauste. Auch die brechenden Wellen links und rechts davon an der Küste waren groß und wir konnten uns am Meer gar nicht satt sehen.

 

Le Cirque de Cilaos

 

Nochmal früh aufstehen war auch für die Fahrt nach Cilaos angesagt. Cilaos ist ein Ort, der in einem der drei großen Talkessel liegt, die mitten in Reunion liegen. Von den drei Talkesseln sind nur zwei per Fahrzeug erreichbar über sehr kurvenreiche Straßen. Wir entschieden uns zur Besichtigung von Cilaos, da dieser Talkessel am günstigsten von St. Pierre erreichbar ist. Die Straße dort hin ist bekannt dafür, dass vielen Kindern im Auto schlecht wird. Ilka fand sie, trotz vieler Pausen, auch zum Kotzen, Niklas hat im Auto zum Glück keine Probleme. Die Aussichten in der engen Schlucht entschädigen aber allemal dafür. Der Talkessel ist erst sehr spät entdeckt worden, so versteckt liegt er im Inneren der Insel. Heute ist er als Weltnaturerbe der UNESCO anerkannt. Wir guckten uns oben erstmal den sehr touristisch geprägten Ort an, bevor wir noch eine kleine schöne Wanderung am Rande des Talkessels machten. In dem Wäldchen war es angenehm schattig und kühl. Zusätzlich wurden wir noch mit einer schönen Aussicht auf den Ort im Kessel liegend belohnt.

 

Inselrundfahrt

 

Die Insel ist insgesamt landschaftlich ziemlich spektakulär, aber andererseits auch ganz schön bevölkert. An unserem letzten Ausflugstag machten wir eine komplette Inselumrundung, wo wir dieses nochmal deutlich spürten. Los ging es von St. Pierre nach Osten. Den ersten Halt legten wir am Jardin de Volcan ein. Ein ca. 1,5h langer Wanderweg führte uns vorbei an schönen Lavaformationen, die auf Tafeln schön erklärt werden. Das meiste stammt von einem Lavafluss von 1776. Der Lavafluss endet hier im Meer und 1986 wurde das ganze nochmal beeinflusst. Zwischen der dunklen Lava gucken kleine grüne Pflänzchen in Nischen heraus, die Natur will die Fläche erobern.

 

Wir machten nach der gelungenen Wanderung auf dem dortigen Picknickplatz noch Mittag und dann ging es weiter an der Ostküste gen Norden. Wir querten Le Grand Brule, die Lavaabflüsse des Piton de la Fournaise ins Meer. An dieser Seite wird Reunion mit jedem Ausbruch des Vulkans nach Osten größer. Entsprechend muss die Straße auch immer wieder neu gebaut werden. Der Vulkangipfel war von unten angesichts vieler Wolken nicht zu sehen, aber der schwarze Hang ziemlich eindrucksvoll.

 

Nächster Stopp war an der Anse des Cascades. Eine Bucht mit schönem Wasserfall. Wir schlenderten ein wenig umher und waren überrascht wie viele Einheimische den schönen Platz für ihr Wochenendpicknick nutzten. Es war brechend voll!

 

Weiter ging es zur Pont Suspendu, eine stillgelegte Hängebrücke über das Tal des Riviere de l'Est. Niklas und Peter inspizierten ausführlich die Brückenlager und die Verankerung der Seile. An einem kleinen Stand gönnten wir uns frisch ausgepressten Zuckerrohrsaft. Daneben kauften wir noch ein wenig Kuchen für die Weiterfahrt. Am nächsten Zuckerrohrfeld parkten wir und Peter schnitt großzügig drei Rohre für uns ab. Die Stück sind nämlich lecker zu lutschen.

 

In St. Anne schauten wir kurz in die sehr schnörkelig verzierte Kirche, bevor wir weiter bis in die Inselhauptstadt St. Denis im Norden fuhren. Da dort die Bürgersteige hochgeklappt waren, es war Wochenende, verließen wir die Stadt bald und fuhren weiter nach Le Port. Die Straße zwischen den beiden Orten ist dicht an den Felsen gebaut, auf der einen Seite geht es steil hinauf, auf der anderen Seite schwappt das Meer. In Le Port guckten wir uns die Marina an und waren froh in St. Pierre zu liegen. Wir konnten zu Fuß zum Bäcker, in Le Port muss man weit in den Ort laufen. Außerdem lag in Le Port die Flotte der World ARC und es war ziemlich voll. Wir klönten mit einigen Crews, die wir kannten, und aßen unseren gekauften Kuchen bei einem Trunk auf der TouCan von Connor und Marion. Die TouCan hatte in Neuseeland auf der Werft neben uns gestanden.

 

Mittlerweile war es dann schon Abend geworden. Hinterm Hafen am Strand sahen wir noch der Sonne beim Untergehen zu und dann ging es ab nach Hause.

 

So vergingen die 13 Tage in Reunion sehr abwechslungsreich. Natürlich war das Wetter für die Überfahrt nach Südafrika das Hauptthema unter den Seglern und weil das so war, gehen wir darauf im nächsten Reisebericht noch etwas ausführlicher ein.