6. - 16. August 2012
Über den Gulf of Carpentaria
Mit der Rundung von Cape York haben wir den Pazifik verlassen und widmen uns wieder einem neuen Ozean. Der Indik liegt allerdings noch nicht direkt vor uns, wir müssen erst den Gulf of Carpenteria queren, danach bis Darwin segelt man in der Arafura See. Dann folgt noch die Timor See, Randmeere des Indiks, bevor der Indik selbst erreicht ist.
Wir starten früh am Morgen von Seisia unsere Querung über den Gulf of Carpentaria. Drei Tage segeln liegen vor uns. Das Wasser ist eher grau-grün unter Mango, denn der Golf ist flach, nur 50-60m Wassertiefe. Sonst haben wir auf längeren Seestücken oft mehrere 1000m Wassertiefe unter uns und schönstes dunkelblaues Wasser (davon kommt ja auch der Begriff Blauwassersegeln).
Los geht es noch flott unter Segeln. Kein Glück haben wir beim Angeln. Ein ca. 1,3m langer Barrakuda hat sich an unseren Haken gehängt. Wir lassen ihn wieder zurück ins Wasser, da wir wegen Ciguatera unsicher sind. Dann kommt Flaute trotz einer guten Windvorhersage, die Welle ist blöd und wir schaukeln uns frustriert unter Motor vorwärts. So war das nicht gedacht.
Immerhin kommt in der Nacht der Wind wieder auf. Flott geht es bei einem SE-Wind mit 5 Beaufort dann vorwärts. Die Welle schaukelt uns aber nach wie vor gut auf. So geht es den ganzen zweiten Tag der Überfahrt dahin. Erst am dritten Tag nimmt der Wind ein wenig ab. Mittags kommt endlich Land in Sicht. Bremer Island mit kleinen Nachbarinsel, vorgelagert vor der Gove Peninsula. Wir umrunden die Inseln und zielen auf die Bucht von Gove Harbour. Am Abend fällt kurz vor Dunkelheit der Anker in der großen geschützten Bucht zwischen den Moorings vom Yachtclub. Gut, dass wir gerade noch genug Licht haben, uns zu orientieren.
Gove Harbour
Der große Industriekomplex auf der anderen Seite der Ankerbucht, den wir schon weit von See gesehen haben, leuchtet nachts taghell. Eine große Bauxit-Mine gibt es auf der Gove Peninsula und das Bauxit wird entweder in der Aluminiumhütte verarbeitet oder direkt über lange Förderbänder auf Erzfrachter verladen. Wie wir später hörten, wird überlegt, ob die Aluminiumhütte geschlossen werden soll, denn das Erz einfach zu exportieren rentiert sich mehr. Australien baut seine Bodenschätze ziemlich massiv ab. Nicht immer schön für die Landschaft. Die Angestellten der Mine und der Industrieanlagen verdienen gutes Geld, ein Fahrer vom Truck verdient im Jahr mehr Geld als ein Wissenschaftler in Deutschland. Da kommt schon die Überlegung auf, ob man nicht bleiben sollte... Aber wohnen wollen wir hier eher nicht. In der Trockenzeit ist es zwar ganz schön, aber in der Regenzeit ist es viel wärmer und vor allem feuchter, und damit werden sämtliche Straßen Richtung Zivilisation zum Teil unpassierbar.
In Gove Harbour gibt es außer dem Yacht-Club auf der einen Seite der Bucht und der Industrieanlage auf der anderen Seite nichts. Ein paar private Grundstücke gibt es noch am Ufer der großen Bucht, der nächste richtige Ort liegt an der Ostseite der Peninsula und heißt Nhulunbuy. Dorthin fahren wir per Bus, der zweimal am Tag am Yacht-Club hält. Das ganze findet einen Tag später als geplant statt, denn wir haben bei der Zeitumstellung zwischen Queensland und dem Northern Territory einen Fehler von 30 min gemacht. Dadurch fährt uns der Bus am ersten Tag vor der Nase weg. Wieso haben die auch eine so krumme Zeit!
Nhulunbuy
In Nhulunbuy fühlt man sich ein wenig an sozialistische Bauweise erinnert. Der Ort ist ziemlich künstlich angelegt als Standort für die Minenarbeiter. Tourismus gibt es hier nur wenig, die Anfahrt ist einfach zu weit. Im Zentrum steht der Einkaufskomplex mit Supermarkt und anderen Läden. Gleich gegenüber ist das Schwimmbad, welches auch hier kostenlos genutzt werden kann. Hätten wir das gewusst, dann hätten wir unsere Badesachen glatt mitgenommen. So nutzen wir nur den Spielplatz im Schwimmbad, der arg künstlich ist. Die Kinder stört es für den einen Besuch zum Glück nicht.
Auffällig viele Aborigines hängen im Zentrum herum. Das ganze Land hier gehört den Aborigines, die Firma, die die Mine betreibt, hat das Land nur gepachtet. Unter welchen Bedingungen das so passiert ist, darüber denken wir lieber nicht weiter nach. Jedenfalls ist der Lebensstandard der Aborigines nicht sehr hoch. Wir können auf der Busfahrt bei den Zwischenstopps die Siedlungen sehen, in denen gewohnt wird. Insgesamt empfinden wir dies als eher deprimierend. Alkohol ist in der Gegend ein riesiges Problem. Im Northern Territory wird man übrigens beim Kauf von Alkohol registriert. Auch Karen muss später in Darwin ihren Personalausweis beim Kauf von Wein vorlegen. Wer häufig welchen kauft, der wird zum Beispiel immer in Verkehrskontrollen raus gewunken. Und an Wochenenden wird die ganze Getränkeabteilung in den Supermärkten geschlossen.
Wir machen aber auch noch einen schönen Spaziergang in Nhulunbuy. Es gibt eine Art Lagune, die gleich am Ort liegt. Dort wurden ein paar Spazierwege angelegt, da die Lagune reich an Vogelleben ist. So sehen wir unsere ersten Kakadus frei herum fliegen. Man sollte allerdings nicht zu dicht ans Ufer gehen, denn hier leben ebenfalls Salzwasserkrokodile. Die Warntafeln sind riesig, es sind extra krokodilsichere Aussichtsplattformen angelegt, um auf das Wasser gucken zu können. Niklas und Peter laufen die Runde ganz aus, Ilka und Karen kürzen ein wenig ab. So kann jeder in seinem Tempo die Buschlandschaft bewundern, die uns umgibt. Unsere erste Bekanntschaft mit Termitenhügeln machen wir am Wegesrand. Sehen schon komisch aus diese Boppel.
Yachtclub
Die übrigen Tage verbringen wir einfach im Yacht-Club. Dieser hat ein großes Grundstück direkt am Strand, wo man anlandet. Das Anlanden mit dem Dinghy bewirkt bei Karen immer etwas Kribbeln im Bauch. Wie wir von der ehrenamtlichen Barfrau erfahren, sind zwar an den letzten Wochenenden keine Krokodile gesehen worden, es kommt aber manchmal vor. Aber im Regelfall ist es den Krokodilen zu unruhig am Strand vorm Yacht-Club. Schließlich legen hier ständig Leute mit Dinghys an und am Wochenende wird mit Jollen gesegelt. Die Bootsrampe wird rege von Motorbootfahrern aus der Gegend genutzt um Fischen zu gehen. Die zwei Krokodile, die in der Bucht wohnen, leben hauptsächlich an zwei Strandabschnitten auf der anderen Seite der Bucht. Da sollen sie man auch lieber bleiben!
Im Yacht-Club werden wir für eine Woche Mitglied. Dafür können wir die Duschen und Waschmaschinen nutzen. Außerdem hängen wir öfter bei einem kühlen Getränk auf der Terrasse ab, auf der immer gute Musik gespielt wird. Die Kinder nutzen den großen Spielplatz begeistert. Die Attraktion ist der große Kletterbaum, der mitten darauf steht und gleichzeitig bester Schattenspender ist. Ein ausgedientes Angelboot wurde auf Sprungfedern gesetzt und damit fahren Ilka und Niklas auf wilde Reisen. Da der Yacht-Club gerne von einheimischen Familien als Ausflugslokal genutzt wird, sind unsere Kinder oft in Gesellschaft. Neben dem Spielplatz gibt es außerdem noch ein großes klimatisiertes Spielzimmer. Für unsere Kinder ist in der kühlen Trockenzeit der Spielplatz allerdings attraktiver.
Im Clubgebäude gibt es sehr schön auf einer Seekarte dargestellt, was man bei der Weiterfahrt Richtung Darwin beachten muss, wenn man durch die beiden vorgelagerten Inselketten der Englisch Company Islands und der Wessel bzw. Cunningham Islands hindurch fahren will. Beide Inselketten erstrecken sich in SW-NE-Richtung und man kann viele Meilen abkürzen, wenn man nicht nördlich herum fährt. Das Problem ist, dass die Tidenströme nicht ganz ohne sind. So liebäugeln wir damit durch den Gugari Pass in den Wessel Islands zu segeln, er wird auch „Hole in the Wall“ genannt. Dieser ist nur 48 m breit, an seiner flachsten Stelle 8,8m tief und dort können bis zu 9 (!) Knoten Strömung stehen. Da sollte man schon zur richtigen Zeit ankommen. So steht auf der Karte im Club nett beschrieben, dass man zu jeder Zeit der Ebbe durchfahren kann, man allerdings bei voller Ebbströmung nicht Zeit hat zum Relaxen und Genießen der Landschaft. Außerdem muss man dann hinterher eventuell seine Unterhosen wechseln, wenn man auf der Westseite ausgespuckt wird... Also lieber nur bis eine Stunde nach Hochwasser dort hinein.
Entlang der Küste von Arnhem Land
Nach fünf Tagen gehen wir morgens am 13. August wieder Anker auf. Das ist länger gewesen als ursprünglich geplant, aber der Passat war uns einfach zu stark für die Weiterfahrt angesagt. Auch so rauschen wir am ersten Tag ordentlich dahin. Da sich durch den starken Wind der vorigen Tage eine ordentliche Welle aufbauen konnte, entschließen wir uns nicht durch den Gugarin Ripp zu segeln. Uns ist nicht wohl bei dem Gedanken das Loch bei dieser Welle und kräftigem Rückenwind treffen zu müssen. War vielleicht etwas hasenfüßig, aber sicherer.
Wir kurven also herum um Cape Wilberforce und durchqueren die English Company Islands im Süden zwischen Wigram und Cotton Island. Dank der Tipps aus dem Club passt es gut mit der Tide. Dafür ist die Sicht allerdings schlecht, Buschfeuer benebeln uns. Es riecht rauchig und der Sonnenschein kommt nur trübe durch die Qualmwolke.
Die Cunningham Islands queren wir südlich von Jirragari Island. Danach biegen wir ab Richtung Nordost in die Brown Strait. Es ist schön hier und viele Ankerplätze laden eigentlich zum Verweilen an. Wenn es nicht für uns langsam spät in der Saison gewesen wäre und es nicht so viele Krokodile gäbe, dann hätten wir bestimmt irgendwo noch einen Zwischenstopp eingelegt. In der Brown Strait werden wir noch von einem Ankerlieger angefunkt. Sie wären schon ein paar Tage unterwegs, ob wir einen aktuellen Wetterbericht an Bord hätten. Gerne geben wir die Aussichten für die folgenden Tage weiter. Erst hinterher verstehen wir: die konnten von ihrem Ankerplatz die Rauchwolke wohl nicht als solche erkennen und machten sich Sorgen wegen der ungewöhnlichen 'Wettererscheinung'.
Um 19:15 Uhr passieren wir die Nordspitze von Stevens Island und kommen in einfachere Gewässer. Jetzt geht es platt vorm Wind weiter. Eine sternenklare ruhige Nacht folgt für uns. Karen hat allerdings eine sehr ungewöhnliche Erscheinung am Himmel. Es wird mitten in der Nacht taghell, plötzlich kann sie genau die Wellen des Meeres weithin sehen und alles an Deck. Das dauert so ca. zwei Sekunden, ein großer Meteorit muss wohl in die Erdatmosphäre eingetreten und verglüht sein. Der Adrenalinspiegel im Blut steigt jedenfalls kurzfristig gehörig.
Beim ersten Morgenlicht erreichen wir die Bramble Rocks kurz vor Cape Crocker. Wir fangen an vorwärts und rückwärts zu rechnen. Sollen wir in die Dundas Strait einbiegen, oder noch einen Zwischenstopp in einer der Bucht nordöstlich vom Eingang in die Straße einlegen? Wir entschließen uns weiter zu segeln, denn eigentlich ist Wind in der Dundas Strait angesagt und irgendwann hat man dort immer ungünstig Tide.
Am Mittag löst unsere Angel aus, eine leckere große Spanisch Mackarel hängt am Haken. Damit ist das Essen der nächsten Tage locker gesichert. Leider nimmt nach diesem positiven Ereignis der Wind immer mehr ab und ab Nachmittag geht es nur noch unter Motor weiter. So war das mal wieder nicht gedacht... Wir motoren bis morgens um 5:00 Uhr, dann fällt unser Anker auf der Westseite von Cape Hatham im Dunkeln. Hier wollen wir warten, denn es macht keinen Sinn gegen die Tide durch die Clarence Strait zu fahren. Karen und Peter schlafen also schnell noch gleichzeitig ein paar Stunden. Beim Aufstehen bekommen wir dann einen Eindruck von der Gegend im Sonnenschein. Die Ufer sind von Mangroven gesäumt und die Landschaft ist sehr flach. Vereinzelt in der Ferne sehen wir wieder Buschfeuer. Diese werden vielfach von den Aborigines gezielt gelegt. Ob das ökologisch Sinn macht, mögen wir nicht beurteilen.
Wir gehen Anker auf nach knapp vier Stunden und segeln unter Genua und ausgebaumter Fock durch die Clarence Strait mit der Tide. Das ist ganz gemütlich, wir freuen uns, dass diesmal Wind ist, wo eigentlich keiner angesagt war. Zwar nicht viel, reicht aber gerade. Man muss ja auch mal Glück haben. Weiter geht es noch mit zusätzlichem Großsegel und so segeln wir völlig ohne Seegang mit 2 Knoten Strömung bis Darwin in die Fannie Bay. Noch mit Tageslicht kommen wir an und finden in dem großen Mooring- und Ankerfeld einen Platz. Da die Bucht sehr flach am Ufer ausläuft, ist es gar nicht so einfach. Der Tidenhub in Darwin ist beachtlich mit über 7m, da sollte man den Wasserstand beim Ankern nicht vernachlässigen.
Was wir dann alles in Darwin erlebten, das erfahrt ihr im nächsten Bericht.