22. Mai – 1. Juni 2011

 

Ich bin ein Seelöwe!“ Ilka aalt sich auf dem Vordeck in der Sonne auf dem Weg zu den Marquesas. Niklas wird präziser: „Du bist ein junges Weibchen, ich bin ein junges Männchen, Mama ist ein altes Weibchen und Papa ist ein altes Männchen!“ Die Seelöwen auf Galapagos haben einen bleibenden Eindruck bei unseren Kindern hinterlassen und auch wir „Alten“ finden, dass sich der Besuch sehr gelohnt hat.

Aber von Vorne: Nach unserer Ankunft am Morgen frühstückten wir erstmal. Während dessen kam ein kleines Boot, ein Wassertaxi heran gefahren. Auf dem Vordeck stand ein Mann und stellte sich uns als Pablo vor. Er wäre unser Agent. Wir waren noch gar nicht richtig fertig damit, das Boot aufzuklaren und der Kopf wollte sich auch noch nicht mit Einklarierungsfragen beschäftigen. Zudem waren wir skeptisch, denn sein Englisch war schlecht und unser Spanisch beschränkt sich auf die wichtigsten Worte zum Einkaufen und Einklarieren. Er sagte, dass das nichts macht, er würde in einer Stunde wieder kommen. Erst später realisierten wir, dass er wohl gesagt hatte, dass er dann gleich die Offiziellen zum Einklarieren mitbringt und auch einen Freund zum Übersetzen, und vor allem, dass wir ihn damit engagiert hatten. So kam es also, dass eine Stunde später, wir hatten gerade den Tisch abgedeckt und das nötigste nach dem Segeln aufgeräumt, eine Dame von der Quaratäne, zwei Herren von der Hafenaufsicht, der Agent und sein Dolmetscher unser Cockpit enterten. Mangos Heck lag damit deutlich tiefer im Wasser. Sie waren sehr höflich und es ging los mit dem Ausfüllen der notwendigen Papiere zum Einklarieren.

Die Dame verschwand im Schiff und inspizierte den Kühlschrank, fragte nach Müll und guckte die Obst- und Gemüsenetze an. Die letzten zwei Orangen aus Panama wurden konfisziert, Kürbis, Zwiebeln und Knoblauch wurden nicht beanstandet. Dann fragte sie Peter, ob wir Tiere an Bord hätten. Peter dachte erstmal an Haustiere, und sagte, dass wir mit den Kindern schon genug an Bord zu tun hätten. Sie fragte dann nochmal nach, denn sie meinte natürlich andere Tiere, die kleinen gemeinen, die keiner gerne hat. Peter verneinte diese Frage dann natürlich richtig (die letzte Kakerlake war ja schon wieder ein paar Tage her...). Daraufhin war sie zufrieden.

Die Herren hatten derweil diverse Formulare gefüllt und alle ihre Gebühren kassiert. Wofür der Agent dazu notwendig war, blieb uns ein Rätsel, aber ohne geht es hier nicht. Ein Wassertaxi wurde gerufen und unser Cockpit leerte sich wieder. Der Agent verabredete noch, dass wir eine Stunde später gemeinsam zur Immigration fahren müssten, denn diese würde um 12:00 Uhr schließen.

Eine knappe Stunde später, das Deck war gerade vom letzten Vogelschiss unser nächtlichen Besucher beim Segeln gereinigt, wurden wir per Wassertaxi vom Agent abgeholt. Wir hatten noch nicht einmal geschafft zu baden! Also ging es verschwitzt von den letzten Reisetagen an Land. Es mussten auch alle Crewmitglieder mit. Die Kinder waren natürlich einerseits gespannt darauf ans Land zu kommen, aber dann hinterm Agent durch die Straßen rennen, in ein Pick-Up-Taxi zu steigen, ein Stück zu fahren und bei der Immigration zu warten, das ist nicht gerade Kinderspaß... Außerdem waren wir alle schon lange wach und die Kinder mittagsmüde und hungrig. So ging es anschließend direkt zum Essen in eines der kleine Restaurants im Ort, wo es für 12 US$ drei Teller mit Fisch und Reis mit Cocos-Currysauce sowie einen Milchshake gab. Wieder an Bord wurde endlich gebadet und dann ließen wir den Tag nur noch ruhig ausklingen.

Welcome to Galapagos
Welcome to Galapagos

 

                                  

Am nächsten Tag mussten wir schon wieder um 9:00 Uhr an Land sein, wir fuhren mit dem Agenten zur Nationalparkbehörde um unsere Besucherausweise zu erstehen. Dafür zahlt man 100 US$ pro Erwachsener, Kinder die Hälfte. Das ist ganz schön viel, aber dafür fielen dann wenigstens nirgends mehr einzelne Eintrittspreise an. Umgehen kann man diese Gebühren nur, wenn man den Aufenthalt auf den Galapagos als Nothalt erklärt, dann darf man aber nur 72h bleiben. So durften wir bis zu 20 Tage an einem einzigen Ankerplatz bleiben, für länger hätten wir Monate vorher eine Genehmigung in Ecuador beantragen müssen. Diesen Aufwand wollten wir aber nicht betreiben und letztendlich war der Aufenthalt auf San Christobal für uns ausreichend eindrucksvoll.

Nachdem wir unsere Ausweise erhalten hatten, wandten wir uns endlich den touristischen Dingen zu und erkundeten ein wenig den Ort. Dieser ist recht überschaubar und an der hübsch gestalteten Uferpromenade guckten wir uns erstmal ausführlich die Seelöwen an. Diese lümmelten sich zahlreich auf den Bänken, dem Kinderspielplatz und am Strand. Niklas war ganz begeistert, als er sah, wie ein Jungtier bei der Mutter an den Zitzen nuckelte. Arg muffeliger Fischgeruch kam von den Lagerplätzen der Tiere, ein Grund, warum Peter die Badeplattform von Mango ja auch gleich nach Ankunft verbarrikadiert hatte.

Seelöwe an Bord
Seelöwe an Bord
Babyseelöwe
Babyseelöwe
Seelöwen auf der Promenade
Seelöwen auf der Promenade
... und noch mehr Seelöwen
... und noch mehr Seelöwen

                    

Die Seelöwen zu beobachten brachte allen die nächsten Tage noch viel Spaß. Sie wirken an Land ja etwas ungelenk, aber sie können doch erstaunlich gut klettern. Im Wasser schwimmen sie äußerst flink und wendig. Lustig war es, wenn sie sich seitlich treiben ließen und eine Vorderflosse nach oben aus den Wasser streckten. Wir nannten es „Hai spielen“, da die Flosse ein wenig so wirkte. Oft spielten sie direkt um Mango herum und Versuche, die Badeplattform zu erobern, gab es zahlreich. Dank senkrechtem Fenderbrett mit Schrauben an der Kante, konnten diese aber erfolgreich abgewehrt werden.

Nach der etwas anstrengenden Überfahrt nach San Christobal, freuten wir uns über die Möglichkeiten, die der Ort uns bot. Ausgiebig wurde Wäsche in die Wäscherei geschleppt. Es gab mehrere Wäschereien zur Auswahl und der Preis war günstig. Mango wurde ordentlich geschrubbt, Peter machte mit Niklas die Ferreterias (Eisenwarenläden) unsicher und führte kleinere Reparaturen und Verbesserungen an Mango durch. Natürlich wurden die Läden inspiziert um Vorräte aufzustocken. Wir erstanden Eier, Obst und Gemüse auf dem Markt und freuten uns über Brot vom Bäcker. Am Ankerplatz hatten wir sogar kostenlosen Internetempfang, wenn auch sehr lahm.

Promenade am Hafen
Promenade am Hafen
Kreuzung im Ort
Kreuzung im Ort

 

Kinderspielplatz
Kinderspielplatz

                           

Über unseren Agenten hatten wir einen kleinen Inselausflug zusammen mit zwei anderen Schiffen organisiert. Es ging ca. 25km quer über die Insel zuerst zu einer Schildkrötenaufzuchtstation, wo wir einen kleinen Rundweg durch das Gelände liefen und danach die Aufzuchtkäfige besichtigten. Anschließend wurde am Kratersee „El Junco“ gestoppt, wo wir bis zum Kraterrand ein wenig bergauf laufen mussten. Oben angekommen war es ziemlich wolkig, aber einmal riss doch kurz die Wolkendecke auf und wir konnten quer über den einzigen Süßwassersee des Archipels gucken. Vorbei an dem ältesten Baum der Insel (mit Baumhaus zum Übernachten) und verschiedenen kleinen Ortschaften, ging es mit dem Pick-Up zu dem Strand „Loberia“. An diesem Küstenabschnitt kann man prima die Meeresechsen, die auf Galapagos leben, beobachten. Sie sehen wirklich interessant aus und huschten dicht an uns vorbei. Am Strand selber spielten Seelöwen und im Wasser konnte man große Schildkröten erahnen. Zurück im Ort gab es noch ein Essen im Restaurant und damit endete der gebuchte Ausflug. Wir hatten einen guten Eindruck von der Insel bekommen.

Auf Spanisch heißen sie Tuga
Auf Spanisch heißen sie Tuga
El Junco
El Junco
In der Bucht der vielen Echsen
In der Bucht der vielen Echsen
Ganz schön groß die Viecher!
Ganz schön groß die Viecher!

                                       

Das ganze Galapagos-Archipel ist ja Nationalpark und am Rande des Ortes gab es einen Interpretation-Center, wo in einer Ausstellung vieles zu den Inseln erklärt wird. Auch aktuelle Themen, wie die Probleme der starke Bevölkerungsentwicklung auf den Inseln und z.B. die Frage, wie sich der Tourismus weiter entwickeln sollte, werden angesprochen. Wir fanden es sehr interessant gemacht. Von dort führten mehrere Wanderwege über die Nordwestecke der Ankerbucht. Wir erkundeten diese mehrmals zu Fuß und unser Lieblingsziel war dabei die Felsenbucht Las Tijeretas. Dort beobachteten wir Blaufußtölpel und andere Vögel, schnorchelten mit den Seelöwen und erfreuten uns an den zahlreichen Fischen, die in Schwärmen dort unterwegs waren. Auf dem Rückweg machten wir meistens noch Pause am „Playa Mann“, ein Strand am Ufer der Ankerbucht, vor dem wir ankerten. Dort buddelten die Kinder und wir beobachteten Wellensurfer, da der Schwell im Laufe der Tage üppig in die Bucht lief. Peter und Niklas plantschten bzw. schwammen begeistert in den Wellen.

Wandern macht Spaß
Wandern macht Spaß
Las Tijeritas
Las Tijeritas
Der große Darwin
Der große Darwin
Playa Mann
Playa Mann

                                  

Angesichts des Schwells waren wir froh, dass wir uns für den Aufenthalt auf San Christobal entschieden hatten. Wir wollten lieber nicht wissen, wie es in Santa Cruz am Ankerplatz zuging, dort war die Bucht gen Süden offen. Praktisch war auch, dass wir nicht mit Bango an Land fuhren, sondern immer per Wassertaxi. Das lag daran, dass die Seelöwen Schlauchboote hemmungslos belagern, so dass man diese nicht alleine lassen kann. Eine einfache Fahrt kostete nur 50 Cent pro Erwachsenen, die Kinder fuhren umsonst. Abends im Dunkeln war der Fahrpreis doppelt so hoch, aber das war immer noch erschwinglich. Das Wassertaxi ruft man einfach über Funk oder winkt eins, was gerade nahe vorbei fährt. Am Anleger musste man ebenfalls nie lange warten, bis ein Taxi ankam. Die Fahrer waren unterschiedlich geschickt beim Anlegen an Mango. Wir stiegen immer an der Seite bei unserem Relingsdurchlass über und hatten deshalb dort Fender hin gehängt.

Übrigens hätten wir über die Taxifahrer Trinkwasser organisieren können, es wird in riesigen Flaschen geliefert, aber da wir so viel Sonne und Wind am Ankerplatz hatten, zogen wir es vor, unseren Watermaker ausgiebig zu nutzen. Die Wasserqualität in der Ankerbucht war nämlich gut dafür.

Kuscheltierwäsche
Kuscheltierwäsche
Wassertaxi
Wassertaxi

                                

Mit uns ankerten so ca. 15 andere Yachten während des Aufenthalts in der Bucht. Außerdem liegen sehr viele Fischerboote vor Anker und es gibt ein Kommen und Gehen der großen Katamarane und anderen Ausflugsfahrzeuge, mit denen die Touristen zwischen den Insel hin und her kutschiert werden auf gebuchten Ausflügen. Diese dauern zwischen vier bis sieben Tagen. Für uns kam das allerdings nicht in Frage, da es für die Kinder Stress bedeutet hätte und die Reisekasse strapaziert. Andere Segler lassen ihr Schiff schon hier alleine vor Anker und nutzen so die Möglichkeit mehrere Inseln des Archipels zu besuchen.

Wir hatten insgesamt elf sehr schöne Tage auf San Christobal. Die Atmosphäre im Ort war trotz der zahlreichen Touristen sehr entspannt und die Leute sind äußerst nett. Oft traf man andere Segler zum Klönen im Ort oder machte einen kleinen Klönschnack am Trans-Ocean-Stützpunkt. Diverse Liter leckeren Fruchtsaft genossen wir in unser favorisierten Saftbar/Imbiss und oft blieb bei den Restaurantpreisen die Pantry kalt.

Mit einer neuen Bananenstaude an Heckkorb und diversen Orangen und anderem Obst, vollem Wassertank, frisch eingekochtem Hackfleisch und sonstigen Vorräten machten wir uns dann auf zu dem erstmal längsten Seestück unserer Reise mit Ziel Marquesas.

Hier gibt es leckeren frischgepressten Saft
Hier gibt es leckeren frischgepressten Saft