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24. Juli – 4. August

 

Lizard Island

142sm waren es von Cairns bis Lizard Island. Immer schön im Schutz vom Great Barrier Reef nach Norden. Ab und zu mal ein Schlenk im Fahrwasser, ab und zu ein Frachter von vorne oder hinten und ab und zu ein Wal, diese zogen alle nach Süden. Der Wind blies anfangs mit Stärke 4-5 aus SSE und steigerte sich im Laufe der Fahrt auf 6 Beaufort. Ab Mitternacht segelten wir mit der Genua im 4. Reff und der Fock im 1. Reff vor dem Wind. Eine rasante Fahrt durch die Nacht. So erreichten wir Lizard Island am Morgen und der Anker fiel im türkisen Wasser der Watson Bay. Mit uns ankerten einige andere Schiffe, aber insgesamt war es übersichtlich.

Wir wurden von der Crew der SY Pickles begrüßt, als diese auf dem Weg zum Strand mit ihrem Dinghy vorbei kamen. Joni klärte uns auf über die Möglichkeiten auf der Insel. Das Hotelressort in der Nachbarbucht war nicht so einladend zu Seglern. Man durfte zwar immerhin seinen Müll dort hin bringen, aber zum Essen konnte man nur in der Bar für die Angestellten, das normale Hotelrestaurant war exklusiv den Hotelgästen vorbehalten. Nun ja, wir hatten ja schon gehört, dass das Ressort zu den etwas exklusiveren gehörte...

Umso netter klang es dafür auf Wanderung zu gehen. Die Insel ist Nationalpark und es führten verschiedene Wanderwege quer über die Insel. So war das Programm für die nächsten Tage schnell klar.

Kurz nach Joni kamen Jeffrey und Suzan von der SY Thylacines vorbei und luden uns zum Potluck am Abend auf ihren Katamaran ein. Am Strand freundeten sich Niklas und Ilka später noch mit verschiedenen Kindern an, die Seglergemeinde in der Ankerbucht entpuppte sich insgesamt als äußerst gesellig und uns gefiel es immer besser. So ist es nicht verwunderlich, dass wir letztendlich nicht wie geplant zwei bis drei Nächte, sondern acht Nächte blieben. Der Ankerplatz war so schön und kurzerhand verlegten wir so einige Arbeitsaktionen, die für die Weiterfahrt über den Indik notwendig und in Darwin geplant waren, einfach nach hier.

Die erste Wanderung, die wir gleich am nächsten Tag machten, führte uns zu Cooks Lookout. Lizard Island wurde nämlich, wie so viele Inseln auf unserer Reise, auch von Kapitän Cook entdeckt und benannt. Der Lookout ist der höchste Punkt der Insel mit 359m Höhe über dem Meeresspiegel. Munter kletterten wir bergauf. Ilka stellte mal wieder fest: aufwärts ist schwer, abwärts ist schwierig. Trotzdem schafften wir es alle bis oben. Von dort hatten wir eine fantastische Sicht über die Insel und bis hinaus zum Außenriff. Wir konnten gut nachvollziehen, dass Cook von hier seine Weiterfahrt aus dem Riff angehen konnte. Hut ab vor seinen Navigationskünsten, denn er konnte nur an wenigen Stellen das damals ja noch unkartierte Labyrinth der Riffe so schön von oben sehen.

Tatsächlich war er etwas weiter südlich übel aufgelaufen und hätte fast sein Schiff mitsamt den Karten von einem Großteil des Pazifiks inklusive Neuseeland komplett verloren. Ohne die harte Arbeit und das Opfern aller schwerer Ausrüstung würde die Welt heute jemanden anderes als großen Entdecker kennen. Schon interessant, wie die Geschichte manchmal am seidenen Faden hängt. Jedenfalls hatte er die Nase voll von dem Great Barrier Riff und fand durch den Ausblick von Lizard Island die ersehnte Ausfahrt aus dem Labyrinth. Draußen erging es ihm aber so übel, dass er schon wenige Tage später wieder den Schutz des Riffs aufsuchte und später glücklich in den Indik kam. Denn der große Pazifikschwell mit seiner Reflexion erzeugt hier vor dem Riff meistens eine wirklich hässliche Kreuzsee. Wir haben das lieber nicht nachgeprüft.

Wir trugen uns natürlich ins Besucherbuch in der Schatzkiste am Gipfel ein, wo wir viele Namen von uns bekannten Booten entdeckten. Der Blick von oben auf die Blaue Lagune, die auf der Südseite von Lizard Island liegt, war ebenfalls super. So war auch schnell klar, wohin die nächste Wanderung uns führen sollte.

So ging es zwei Tage später quer über die Insel. Zuerst ging es über den Chinamans Ridge Track zum Flugplatz. Auf dem Weg gab es interessante Lehrtafeln zu verschiedenen Pflanzen am Rande, und wofür sie von den Aborigines genutzt wurden. Am Flugplatz ging es entlang der Piste nach Südosten und am Ende der Piste über den 900m langen Blue Lagoon Track bis zum Strand von der Lagune. Die Blaue Lagune ist umschlossen von Riffen zwischen Lizard-, Palfrey-, South- und Seabird Island. Auf dem Wasser düsten mehrere Kitesurfer dahin. Dies waren einige der australischen Segler, die mit dem Dinghy zum Kiten um die Ecke gefahren waren. Sie erzählten uns, dass das für sie der schönste Kitespot von Australien wäre. Uns brachte es jedenfalls viel Spaß ihnen zuzugucken. Es wehte tüchtig und die Sprünge waren hoch.

Niklas und Peter schlossen sich spontan noch einer Wandergruppe von anderen Schiffen an, die zur Nachbarbucht wollten. Da klar war, dass man sich dafür von dem trennenden Bergrücken mit einem Seil abseilen musste, blieben Ilka und Karen lieber gleich zurück und spielten einfach am Strand. Peter und Niklas kamen später auch zurück, ohne den Abstieg angegangen zu haben. Für Niklas war das ca. 20m lange Seil nämlich auch zu riskant. Dafür hatten sie noch eine schönen Ausblick über die Lagune von oben genossen. Zurück ging es dann wieder über den Flugplatz und über den Pandanus Track zur Watson Bay.

Die nächste Wanderung ging zur Forschungsstation im Südwesten der Insel. Seit vielen Jahren wird von Lizard Island aus das umliegende Riff erforscht. Internationale Forscherteams nutzen die Station für ihre Arbeit. Leider fiel ausgerechnet bei uns die wöchentliche Führung aus. Aber wir durften uns trotzdem ein wenig umgucken und den kleinen Dokumentarfilm zur Station in der Bibliothek mit anderen Besuchern angucken. So erfuhren wir noch viel Interessantes zum Riff. Anschließend hatten wir die Chance zwei tiefgekühlte Brote zu erstehen. Die Station wird regelmäßig von einem Versorgungsschiff angelaufen und so besteht für Segler die Möglichkeit sich mit ein paar tiefgefrorenen Grundnahrungsmitteln zu versorgen. Außerdem kann man sich notfalls Ersatzteile hierher schicken lassen. Einige der australischen Segler liegen nämlich regelmäßig für ein paar Monate hier vor Anker, bevor sie für die Zyklonsaison wieder zurück nach Cairns oder weiter südlich fahren.

Die Tage auf Lizard Island vergingen unheimlich schnell. Der Strand war bei den Kindern natürlich hoch im Kurs und es war eine der wenigen Stellen an Queenslands Küste, wo man baden konnte, weil es auf Lizard Island keine Krokodile gibt. Diese werden nämlich, falls sie sich nach der Regenzeit hierher verirren, was sehr selten vorkommt, vom Ressort wieder zum Festland gebracht. So konnten wir endlich auch mal wieder unbesorgt Schnorcheln. Das lohnte sich wirklich, denn mittten in der Ankerbucht ist ein kleines Riff mit Riesenmuscheln. Diese waren echt eindrucksvoll. Sogar Ilka konnte die Clams bewundern, denn wir waren gerade zu einer starken Springzeit in der Bucht und das Niedrigwasser fiel so niedrig aus, dass manche Muscheln halb trocken fielen. Wir konnten also mit dem Dinghy am Rande des Riffes entlang fahren und die Muscheln so sehen. Auf dem Foto wird die Dimension dieser Muscheln leider nicht richtig deutlich, aber sie sind ca. 80-100cm groß!

 

Cape York

Aber irgendwann war es soweit, wir mussten weiter. So segelten wir nach einem letzten abendlichen Potluck am Strand frühmorgens um 5:00 Uhr los gen Norden. Die Tide machte sich, je weiter wir uns dem Cape York näherten immer mehr bemerkbar und wir rechneten aus, wie wir am günstigsten um das Kap segeln konnten. Der Tidenstrom ist dort nämlich nicht ganz ohne. Außerdem wollten wir gerne durch die Albany-Passage segeln, wo das Wasser noch flotter strömt. Die nächste Nacht segelten wir durch und dann ankerten wir am Nachmittag noch für drei Stunden in der Margaret Bay. Das war ein guter Stopp zum Kochen bevor es weiter ging. Am Morgen des 5. August standen wir dann passend vor der Einfahrt in die Albany Passage. Diese ist nur ca. 600m breit und von roten Felsen und strandigen Buchten gesäumt. Kurz hinter der Passage geht es dann um das Cape York. Vor dem Kap liegen noch zwei Inseln: Eborac und York Island. Auf der erstgenannten steht der Leuchtturm, der die Seefahrer ums Kap leitet. Vom Wasser aus konnten wir beobachten, wie eine Touristengruppe am Kap guckte. Im strahlenden Sonnenschein segelten wir um die „Kurve“ durch die Endeavour Strait und damit verließen wir den Pazifik. Wir ankerten dann in Seisia, dem ersten Ort hinterm Kap im Gulf of Carpentaria.

 

Seisia

In Seisia fuhr Peter mit den Kindern an Land um im Supermarkt ein paar frische Sachen zu erhaschen, was angesichts der Preise eher knapp ausfiel. Dafür genossen sie noch ein Eis und bewunderten die ganzen Allrad-Fahrzeuge, die auf dem Campingplatz standen. Zum Cape York fährt man nämlich besser mit Allradantrieb, wenn man es nicht von See aus anguckt.

Wir schliefen uns eine Nacht in Seisia aus, bevor wir uns auf den Weg gen Westen über den Gulf of Carpentaria machten. Davon erfahrt ihr aber erst im nächsten Bericht.